Samstag, 31. März 2018

21 Durch die Gorges du Todrha und in die Welt der Halbnomaden


Eigentlich wollten wir schon vor gut dreißig Jahren nach Imilchil, denn dort findet jedes Jahr der Heiratsmarkt statt. Natürlich kann man dort keine "Heiratswilligen" kaufen, auch wenn diese Fehl-Meinung weit verbreitet ist. -- Dort wird im September nach abgeschlossenen Vorbereitungen von vielen Brautpaaren gleichzeitig geheiratet. Zeitgleich bietet ein großer Markt alles, was Jungverheiratete zur Gründung eines gemeinsamen Hausstandes brauchen, -- der >> Heiratsmarkt


Ich frage in Edith Kohlbachs  Saharaforum an, ob jemand weiß, ob es möglich ist, mit unserem Wohnmobil über den Atlas nach Kasba Tadla zu fahren; bzw. wie die Strassenverhältnisse rund um Imilchil sind. Eine Antwort dazu kann man in unserem Gästebuch nachlesen.

Etwa einen Kilometer nach Tinerhir zweigt die Straße zur Todrha - Schlucht ab, 




die Palmengärten liefern Gemüse und Getreide,  


und herrliche "Filmkulissen" säumen unseren Weg. 


 Unterkünfte mit und ohne Campingmöglichkeit werden entlang der Strecke angeboten. 


Hier  tragen die Frauen meist helle, gemusterte Tücher über ihren dunklen Gewändern. 


am Straßenrand getrocknetes Heu wird in die "Scheune" gebracht, 


Immer aufregender werden die Gebirgsformationen direkt an der Straße 

Schulkinder verbringen gerade ihre Pause im Freien ... direkt an der Straße; 


ich glaube, daß dieses Kasbah-ähnliche Gebäude, ein Hotel ist ... ich finde es schön. 


Wir nähern uns dem "Eingang" zur Schlucht, dort wo der Fluß einen tiefen Einschnitt in das Atlasgebirge gegraben hat. Verkaufsstände mit bunten Berbertüchern kündigen die Touristenattraktion schon an. 


Immer noch ist die Gorges du Todrha gleich beeindruckend; wir bezahlen aber diesmal keine 
Benützungs-Gebühr — liegt es daran, dass heute Freitag ist?


Die bis zu 300 Meter hohen Seitenwände der Schlucht, deren Boden etwa auf 1400 Meter Meereshöhe liegt, sind sehr attraktiv für den Klettersport.




  Das Hotel des Roches wurde durch ein herabstürzendes Felsstück zerstört und ist nicht mehr in Betrieb. 1987 haben wir  mit unseren Camperfreunden Hermann und Lotte hier zu Abend gegessen und dann im Bachbett übernachtet; dieses war damals weitgehend trocken, doch wo das Wasser aus dem Schotter im Bachbett hervortrat,  tummelten sich kleine Fische. Auch die Betontrasse gab es damals noch nicht. 
Der junge Chef des Restaurants hat uns von Mufflons erzählt, die nachts zum Wassertrinken von den Bergen hier herunter kommen. Der klare Sternenhimmel hat uns sehr begeistert; sogar das Kreuz des Südens sollte von hier aus sichtbar sein?? -- so seine damalige  Erklärung.  


Wie schon erwähnt, wollten wir nach Imilchil, doch nach dieser Engstelle gabes damals nur noch einen Pfad, gerade noch passierbar für Esel und Gelände-Motorräder. Nach ein paar hundert Metern mussten wir umdrehen. 


Seit einigen Jahren ist die Fahrt durch die Schlucht auf einer Asphaltstraße möglich und das machen wir. Nach der letzten Engstelle parken einige LKW Camper. 


Eine freundliche Landschaft empfängt uns,  


doch es dauert nicht lange, bis sie zu Ende zu sein scheint; 


am jenseitigen Ufer ein Bergsteigerhotel, 


Wäsche-waschende Frauen erspähen uns und eine will vom Bachbett zu uns  herauflaufen --


die Straße ist schmal und das "Aneinander-vorbei-fahren" ist nicht immer möglich; beidseitig sind am Fahrbahn-Rand oft Ausbrüche, welche beachtet werden wollen! 


Ständig wechseln Farben und Formen in dieser kargen und "menschenfeindlichen" Gegend; für uns sind sie ein ganz besonderes Erlebnis.

 Wir  fahren an  der staubige Großbau-Stelle für den neuen Stau-Damm vorbei. Mit seinem Wasser soll die fruchtbare, nun aber noch staub-trockene Ebene bis zur algerischen Grenze landwirtschaftlich nutzbar werden. Auch das moderne Solar-Spiegel -- Dampf-Turbinen -- Elektro-Kraftwerk in Quarzazate soll damit bedient werden. 



 Und doch prägen in der, bei uns "modernen Zeit, hier die Brennmaterial-sammelnden Frauen mit ihren Transport-Eseln und Hunden das dörfliche Alltags-Bild. 
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Nach 33 km erreichen wir
Tamtattouchte
am Ende der Toudrha - Schlucht.


Hier machen wir es uns gemütlich. Der Hausherr spricht sehr gut deutsch und hat eine angenehme Art. Er beantwortet uns Fragen über Olivenholz, das Verflechten des Schilf-Bambus, die Wintertauglichkeit der Eukalyptusbäume und das Samenziehen von speziellem Blatt-Kohl. 
Die hiesige Bevölkerung besteht meist aus Wandernomaden und die sesshaften Menschen leben hauptsächlich vom Handel. Womit sie wohl handeln? 


Schafe, Ziegen, Teppiche ist die Antwort. 
Das Dorf liegt in 1800 m Seehöhe und im  heurigen Winter  hat es hier 60 cm geschneit, an so viel Schnee kann er sich bisher nicht erinnern.

Dieses Foto hat der Chef des Hauses gemacht und mir zur 
Verfügung gestellt, denn genau hier stehen wir jetzt.


Am nächsten Tag kaufen wir Brot. Drei Kinder kommen uns entgegen, führen uns in den winzig-kleinen Raum, die Brotlaibe sind am Boden in eine Decke gehüllt. Ich nehme zwei Stück davon und frage nach dem Preis. Hinter einer unverputzten Ziegelmauer schaut die Mutter heraus und zählt mir mit den Fingern 1-2-3-4 Dirham vor. Ich gebe ihr 5 Dirh, das Wechselgeld entnimmt sie aus einem Schraubglas.
 Für das Foto frage ich um Erlaubnis ...


In diesem Raum ist es sehr dunkel und meine Handy-Kamera hat leider nicht sehr gut "gearbeitet."
Übrigens, das Brot ist heuer das Beste in Marokko. das Holz-holen zum Backen gehört auch zu den Frauen-Aufgaben. 


Das ganze Dorf ist von Bergen umgeben und es ist erstaunlich, mit welcher Trittsicherheit und welchem Schuhwerk sich die Menschen mit Lasten in diesen Abhängen bewegen. 


Auf allen Häusern sind große Wasserbehälter, so haben die Bewohner den Luxus von fließendem Nass aus dem Wasserhahn. 


Das Wasser in der Todrha ermöglicht den Anbau von Gemüse und Getreide. 

Das erste Mal auf unserer Reise bleibt unsere Küche kalt, wir bestellen uns ein Menü in gemütlichem Ambiente.






Salat maroccaine, Oliven und Brot -- 


Whisky maroccaine, Pfefferminze für den Tee wächst im Garten. 


Tagine mit Faschiertem, Auberginen, grüne Bohnen und Erbsen. Zum Nachtisch: Orangenscheiben und eine Banane. 


Morgen fahren wir weiter, doch, obwohl es grundsätzlich auch für uns möglich wäre, nicht nach Imilchil. Der Chef der Kasbah hat uns auf Grund von Straßen-Bau-Arbeiten davon abgeraten, weil dabei Wartezeiten und Straßenzustand unberechenbar sind . Deshalb werden wir über Ait Hani — Assoul — Amellago nach Rich fahren. Das soll die derzeit beste Verbindung sein.

Heute legt sich die Dunkelheit wieder auf das Berberdorf in den Bergen des hohen Atlas und die Sterne leuchten genauso hell, wie in unserer Erinnerung vor dreißig Jahren ... nur hat mir dieses Mal niemand das Kreuz des Südens gezeigt.

bg_st001.gif von 123gif.de





Mittwoch, 28. März 2018

20 Die Straße der Kasbas mit Rosenduft

Am Morgen ist es sehr kalt in >>>Ouarzazate und wieder einmal schalten wir beim Frühstück die Heizung ein ... diese  Wüstenstadt befindet sich in über 1000 m Meereshöhe --   



und dass trotz der niedrigen Temperaturen die Mimosen blühen ist für uns erstaunlich. 


Die "Straße der Kasbahs", wie diese beliebte Hauptverbindungsstrecke durch spektakuläre Landschaften genannt wird, führt an zahlreichen festungsartigen Lehmburgen (Kasbahs)  vorbei, ein Anziehungspunkt für viele  Marokkofahrer; -- vom Westen kommend fahren wir sie heuer das erste Mal. Flussaufwärts am Dades entlang mit schönen Oasendörfern (Ksour) und Dattelpalmen.

 Einige Kilometer nach Ouarzazate ist der Dades zu einem See gestaut. An seinen Ufern befindet sich der Golf Royal .... na ja , dort wo es am schönsten ist, waren schon immer die Adeligen, die Kirchenfürsten und heute die Reichen und Schönen als erstes.

Die einfachen Menschen leben hier, 

 mich begeistert dieser Blick ... Palmen und im Hintergrund Schneeberge, für mich -- zwischen den Bergen aufgewachsen, eine Symbiose der Superlative! 


Die alten Mercedes- Kastenwägen erfüllen hier immer noch ihren Dienst ... Marokko gehört eben "noch" nicht so zur Wegwerfgesellschaft, wie das "reiche" Europa. 


Zum Teil sind die Kasbahs verfallen;


viele sind aber noch gut erhalten oder wurden in den letzten Jahren in Privatinitiative renoviert. 


Die Frau links, bückt sich um ein Büschel Gras, das ihr wahrscheinlich aus dem Tuch gefallen ist; -- 


kleinere Kinder werden immer getragen. 


Überall ist die Bekleidung unterschiedlich: hier haben die Frauen über ihrem  traditionellen Outfit noch schwarze Spitzentücher gebunden. 


El Kelaa des M'gouna liegt auf 1467 m Seehöhe und ist vor allem für die Herstellung von Rosenwasser und -öl bekannt. Ersteres wird für Kosmetik, zum Backen und Kochen verwendet. Letzteres als Essenz für die Parfumherstellung. Mitte Mai wird hier das "Fest der Rosen" gefeiert





Natürlich kann ich nicht widerstehen, denn ich freue mich schon,  einige meiner Cremen mit Rosenduft zu verfeinern. 1987 habe ich hier auch Rosenwasser gekauft, doch zu Hause hat mir der Duft nicht mehr zugesagt ... vielleicht bin ich "reifer" geworden? 
Markt in Boumalne du Dades


Diese Damen waren shoppen

Von hier fährt man in die Dades Schlucht, wir müssten diese  Strecke allerdings wieder bis hierher zurück fahren.  Mit Allrad kann man oben zur Todra-Schlucht herüber wechseln; mit Sicherheit eine schöne Tour.



Der Dades entspringt im Hohen Atlas und windet sich durch die Dades Schlucht. Bei Boumalne du Dades mündet er dann in die Hocheben und bringt dadurch landwirtschaftliche Möglichkeiten und viel Grün in die ziegelfabige Landschaft.

Oft sehen wir alte Gebäudeteile, die nicht mehr bewohnbar sind, 


andererseits ist die Bautätigkeit in diesem Land enorm, denn auch hier werden bald neue Häuser errichtet; mit Strom und Wasseranschluss -- ein gewaltiger Fortschritt für die Landbevölkerung ... allerdings auch teuer. Die Straßen sind schon da ...
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Tinerhir

Dieses ehemalige Festungsdorf liegt inmitten einer großen Palmenoase mit 25 Oasendörfern, die sich das Tal entlang ziehen. Die Oasenfelder werden in traditionellen Terrassen angelegt, die Dattelpalme  beschattet Obstbäume und Sträucher und diese wiederum die Bodenkulturen, (Getreide). Zur Bewässerung durchzieht ein System aus Erd  - oder Betonkanälen die Felder.

Am Campingplatz Ourti treffen wir eine große, organisierte Wohnmobil-Gruppe aus Holland. Die Gruppe kommt müde von ihrem Allrad-Schluchten-Ausflug zurück und ist schnell in ihren Mobilen verschwunden. Eine Überraschung für uns ist, dass hier in dieser Meeres-Höhe (über 1300 m) zwei große Töpfe mit blühenden Aloe-Veras im Freien stehen; 


sie haben viele Jung-Triebe und einer der abgehärteten Ableger wird einmal ein richtiger Tiroler; er sträubt sich ganz schön, sich von seiner "Mutter" lösen zu lassen. 

 
Vielen Dank an den Campingbesitzer