Donnerstag, 5. April 2018

22 Ein Ziel der "Begierde", das Wohnmobil

Wir sind schon gespannt, was die vor uns liegenden Kilometer bringen werden. In solch abgeschiedene Gebiete zu fahren, bedeutet meist eine erhöhte Herausforderung.
Zum Abschied noch ein Schneefoto vom ersten Feber dieses Jahres von "unserer" Kasbah  -- 


übrigens, heute kommt eine Gruppe Biker und der Besitzer musste gestern über 60 Km weit zum Einkaufen fahren und das bei starkem Wind. Er erzählt uns, dass er oft fast keine Sicht hatte. Auch wir haben die Staubfahnen durch die Schlucht heraufziehen gesehen. -- Hier ist einfach eine andere Welt, bei uns würde bloß eine Lieferung vom Gastro-Service bestellt. -- Oft wird uns das bewußt.
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Wir durchqueren Tamtattouchte 


und sind ganz begeistert, wieviel hier angepflanzt wird. Die Menschen  sind schon sehr fleißig, denn von nichts kommt auch nichts. Wir sehen, dass sogar die Erde dazu hierher geliefert und ausgebreitet wird. Und alles wird mit Muskel-Kraft von Mensch, Muli oder Esel bewerkstelligt! 



Bald kommt der Vorwegweiser, links geht es nach Imilchil  (vielleicht ein anderes Mal, inshallah) und rechts nach Rich. 


Wir fahren durch einige, kleine Siedlungen. 


Irgendwelche Kleinigkeiten haben wir immer dabei;
heuer haben wir ein Paket Kugelschreiber mit, die wir in einer Schule abgeben möchten, das hat sich bisher gut bewährt. 
Im nächsten Dorf finden wir eine Schule an der Straße, die geöffnet zu haben scheint. Wir bleiben stehen und plötzlich ist die "Hölle" los!  

 Schulkinder und Mütter mit Kleinkindern am Rücken festgebunden, laufen auf uns zu und belagern unser Seitenfenster. Jedes Kind scheint uns fünf Hände entgegen zu strecken und lautstark wird "donnez moire" gerufen. Niemand begnügt sich mit einem Beutestück, immer mehr Hände fordern Bonbon und Dirham.  So etwas haben wir noch nie erlebt. Christian hat nicht einmal an ein Foto gedacht ... ich winke einen Mann im Jellabah heran, um ihm das Paket mit den Kugelschreibern in die Hand zu drücken; denn aussteigen will ich hier auf keinen Fall! Somit ist unser Problem gelöst. Wir können weiter fahren ohne fürchten zu müssen, dabei ein Kind zu verletzen. 
 Wir vermuten, dass kürzlich ein oder mehrere Wohnmobile diese Strecke gefahren sind, und die Kinder beschenkt haben. 

Auch wenn wir Verständnis für die Erwartung dieser, fast in der Einöde aufwachsenden Kinder und Menschen haben, doch ein  grundloses Beschenken führt zur der Annahme, dass jeder Tourist für hunderte Kinder Geschenke im Auto hätte. 

Wehe dem Nachfolgenden, der diese Hoffnung dann nicht erfüllt! 



Immer wieder Kinder, aber in der ganzen Region kaum welche, die nichts von uns erwarten; oft rennen sie von weit her zur Straße. 

Die  Landschaft bleibt karg; auf der gegenüber-liegenden Seite des Bachbettes, hat sich eine Nomaden-Familie mit ihrer Ziegenherde häuslich eingerichtet. 


die Ziegen sind hier kleiner als bei uns, doch voller Energie. 




Manchmal sehen wir  Zieh-Brunnen, hier wird das Wasser mittels Seil und einem Gummi-Behälter herauf gezogen, 


auch Dromedare gehören zu den Haustieren der Nomaden,


karg, aber für uns immer beeindruckend, diese Bergformationen. 



Wir trauen unseren Augen nicht, was soll dieser Apfel hier????


Tatsächlich befasst man sich hier mit Obstbau, 



Überall werden wir vom Nachwuchs "erwartet."


In Assoul ist eine Straßenbaustelle, dort wirbelt natürlich viel Staub auf, 

 

die Mädchen schützen sich mit ihren Tüchern davor.  



Ein Bachbett ist zu durchfahren, heute mit wenig Wasser. 



auch diese Mädchen erhoffen sich ein Geschenk. 



Wieder eine Schlucht; sie kündigt sich mit engen Windungen an, 


es wird immer enger, 




na hoffentlich kommen wir da durch! 



Das lange "Dorf" hat gerade noch Platz zwischen der Felswand und dem Abgrund zum Fluß. 
  


Dann weitet sich das Tal; schöne geschlossene Siedlungen stehen an den Hängen. 


Auf der Strecke nach Rich sehen wir ihn wieder ... den  Wüstenkarfiol.  
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In Rich ist die "gemütliche" Strecke zu Ende. Starker Nord-Südverkehr und viele Touristen. Jetzt ist Karwoche. Motorrad-Gruppen mit einem Guide im Begleitfahrzeug und schier unzählige  Allrad-Kolonnen, oft bunt mit auffälligen Tour-Plakaten; Reserve-Benzin-Kanistern und frisch-lackierten Sand-Schaufeln am Dach. Fast durchwegs haben sie spanische Kennzeichen. Auch organisierte Wohnmobil Gruppen kommen uns entgegen. 

Wahrscheinlich sind sie alle auf dem Weg zu den Sand-Dünen. 




Vor unserer Abfahrt haben wir nicht mehr Frisch-Wasser gebunkert um keinen unnützen Ballast zu transportieren; am Abend sind wir ohnehin wieder auf einem CP. Der Municipal  in Midelt erweist sich zum Wasser-Tanken als etwas ungünstig und so schieben wir es noch einmal bis zum Abend auf. 

Wir erleben die verschneite Nord-Ansicht des Haut Atlas und fahren zum "Hunde-Pass". Nur wir nennen ihn so -- es ist ein Übergang über den Moyen-Atlas und seine Eigenheit ist, dass sich hier herrenlose Hunde auf das Anbetteln von vorbeifahrenden Autos spezialisiert haben; sie leben richtiggehend davon. An jeder Kehre und Ausweichstelle liegen einige und schauen jedes vorbei-fahrende Auto erwartungsvoll an. Sie machen das viel unaufdringlicher als die Kinder auf den, hinter uns liegenden Kilometern! 


Die verschneite Atlaskette von Norden, 


Die Barriere de Neige war vor ein einhalb Monaten bei starkem Wintereinbruch geschlossen. 


so wird die Wäsche auch trocken


Wir wollen nach Meknes, unserer letzten Möglichkeit noch einmal unsere Gasflaschen nachzufüllen, deshalb biegen wir in Richtung Azrou ab. Im Zedernwald auf der Passhöhe sitzt er immer, dieser Berberaffe ... er will fotogafiert werden. Der Rest der Familie bettelt ... ha, ha. 


 Etwas ausserhalb von Azrou sind zwei CP's. Der erste ist nach vergangenen Regenfällen richtig "lettig". Wir wollen nicht nach jedem Aussteigen die "Dreck-Knattln" von unseren Schuhen putzen müssen, deshalb fahren wir den zweiten, bei einem Fantasie-Burg-Hotel, an. 


Wir fragen, ob das Wasser aus dem Wasserschlauch l'eau portable ist,  nein Trinkwasser gibt es nicht, nur Brauch-Wasser aus einem Regen-Bassin.  Wir fragen uns, mit welchem Wasser die Restauration Salat wäscht und Tee kocht? -- Etwa 15 km vor Meknes wissen wir noch einen Platz; um morgen vor Mittag unsere Flaschen noch füllen zu können, geben wir diese Koordinaten ein. Denn in Meknes selbst gibt es nur einen Übernachtungs-Platz ohne V+E. 
Auch dieser Platz erweist sich für uns eigentlich als Fehlgriff. Wohl ist der Platzwart freundlich und der Platz ruhig und er gehört uns ganz alleine -- aber, er hat zur Zeit weder Wasser noch Strom! 



 Auf dem Weg zum Gaswerk sehen wir viele Weingärten; Meknes produziert ja hervorragende Weine. 


Wir lassen unsere leere und eine halb-leere Gasflasche mit Propan füllen. Dabei wird die benötigte Füllmenge überhaupt nicht berücksichtigt; 2 Flaschen sind 2 leere Flaschen und dafür bezahlt man hier 195 D. 


Volubilis haben wir schon vor vielen Jahren genossen

In Quazzane betreibt ein findiger Unternehmer das Hotel Rif mit Campingplatz.  


Die Region ist für sein qualitativ hochwertiges Oliven-Öl bekannt, davon kaufen wir natürlich!  
 

Der Aufenthalt dort ist mit 100 Dirh relativ teuer; die Straße ist nah und nachts "unüberhörbar",



doch pain complet und M'semen zum Frühstück sind inbegriffen. 
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Bis zu unserem vorläufigen Endziel an der Küste wird die Straße nicht wirklich besser. Unvermutete Schlaglöcher, Wellen und halbseitige Straßen-Absenkungen die ich manchmal sehr schwer erkennen kann
  erfordert mehr Aufmerksamkeit und langsames Fahren. Die  anderen Verkehrsteilnehmer haben es leichter. ( siehe nachstehende Fotos )




 Hart trifft uns noch eine Abkürzungs-Verbindungs-Straße von nur einigen Kilometern Länge. Sie soll wohl asphaltiert werden, ist aber momentan nur mit rundem Roll-Schotter aufgefüllt. Durch die fehlenden Sandanteile entsteht keine festgefahrene Piste; oft sind die Schotter-Löcher so unberechenbar, dass wir bloß hoffen und versuchen, hier nicht halten zu müssen! Da schätzen wir wieder einmal den Hinterrad-Antrieb mit den Zwillingsrädern. 



Die einzige Baumaschine auf der ganzen Baustelle --


Wasserholen mit dem Esel, 


vielleicht brauchen es diese Frauen, 


Kinder, die zur Schule kommen, lachen uns zu;  


unser Ziel ist Moulay- Bousselham


Hier wollen wir noch ein paar Tage Marokko genießen ... Erdbeermarmelade einkochen und Brot backen. 


Wir stehen in erster Reihe und obwohl der Boden  sehr sandig ist, fühlen wir, und auch die Blumen sich wohl. 



Doch es ist wirklich nicht alles eitel Sonnenschein; heuer spreizt es sich wirklich:
Christian übersieht beim Betreten einer Boucherie die zweite Stufe und er fällt der Länge nach hin, schlägt sich den Nasenrücken und ober der rechten Augenbraue ein Cut auf.  Er blutet stark und es will nicht mehr aufhören. Die Bediensteten haben alle Hände voll zu tun, um Taschentücher, Küchenrollen und Servietten mit Eis zum Auflegen zu organisieren, nebenbei den Boden vom Blut zu reinigen. Ich frage nach einem Arzt, der Chef telefoniert und sofort sind zwei Autos zur Stelle .. ein Pkw und ein großes mit Ladefläche. Man hilft Christian, dem gar nicht recht gut ist in den Pkw, legt ihn auf die Rückbank und schiebt einen Polster unter den Kopf. Ich setze mich neben den Fahrer ... wir müssen ca 10 km fahren, denn in Bousselham hat der Arzt heute nicht Dienst .. es ist Samstag. In Lalla Mimouna können wir auch keinen Arzt antreffen. Ich sage dem Fahrer, dass meines Wissens überall in Apotheken  ein Arzt ist. Natürlich ist es so, ist die Antwort, doch er war der Meinung, dass wir ein Röntgen wollten. 
Der Arzt in der Apotheke reinigt die Wunden und kontrolliert dabei auch einen eventuellen Bruch, streut ein Puder auf die Wunden und deckt sie mit einem Leukoplast ab. 
Dann empfiehlt er noch zwei Medikamente, die der zweite Marokkaner mit dem großen Auto sofort bezahlt und das Geld von uns nicht annimmt. Sie bringen uns zurück zum Campingplatz und wollen für all' das auf keinen Fall etwas annehmen! Christian hat eine ruhige Nacht verbracht, hat keine Schmerzen, deshalb nimmt er auch keines der Medikamente. Am nächsten Tag hat er einen starken Bluterguß am rechten Auge. Nach Mittag kommt der Chef der Pizzaria, zu welcher auch die Metzgerei gehört, bringt uns vier Rostbraten und erkundigt sich, wie es Christian geht. Dabei erfahren wir, dass der Fahrer mit dem Ladeflächenauto sein Sohn ist und unser Fahrer ein Freund. Die Einladung am Freitag zum Kus Kus bei ihm zu Hause haben wir dankend abgelehnt, weil wir weiter fahren  wollen. 
So eine Hilfsbereitschaft ist enorm.